Das vielbejubelte Reformpaket …

… hat – es war nicht anders zu erwarten – den schon vermuteten Zuschnitt:

Dass es aufkommensneutral sein musste, wundert ja niemanden, denn im Vorfeld wurde medial ja oft genug die teure österreichische Schule bejammert. Eine Mittelzuwendung auf Sozialindexbasis wird in Österreich science fiction bleiben.

Dass die Schulpartner ausgeschaltet werden – und das ist hier vermutlich nur die erste Stufe -, das wundert mich auch nicht. Ich erinnere wieder an die ominöse “Kunst des Refomierens”, wo die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt, an demokratischen Institutionen und an den Betroffenen vorbei Reformen durchzudrücken. Hier erleben wir die praktische Umsetzung dieser Schrift.

Und zuletzt: Ich war vor 10 Jahren bei der Leadership Academy und habe dort Michael Schratz “genossen”; sein Schlagwort von damals, man müsse den “Change” ins System bringen, dies sei die Verantwortung der Schulleitungen, Change-Management zu betreiben und umzusetzen, das ist mir noch gut im Ohr. Wenn Gesamtschul-euphorisierte und Schulen, wie z. B. Göttingen, anbetende Cluster-Schulleiter in Stellung gebracht werden, dann gelingt dieser “Change” viel leichter. Und wenn bei der Schulleiterbestellung – angeblich neutrale  Personalberatungen (wenn sie nicht, natürlich rein zufällig, gewisse Vorgaben von oben umsetzen) mitwirken, dann erkennt man das Muster, nach welchem vielleicht jetzt schon an bestimmten Schaltstellen Besetzungen in unserem Land vorgenommen werden könnten – es gilt natürlich, wie immer – die Unschuldsvermutung.

Von Seiten der Vorarlberger Landesregierung habe ich, was mich ebenso wenig verwundert, wenig Kritik am Schulreformpaket vernommen, höchstens leises Bedauern in der Frage der Modellregion. Aber mit der nunmehr sich erschließenden Möglichkeit, bei der Besetzung der Direktorsposten und Clusterleitungen hier gleichgeschaltete und bereits ausgerichtete Leute an die Schlüsselpositionen zu bringen, kommt der besagte “Change” in ein paar Jahren von selbst ins System. Die PH-Studenten werden ohnehin schon in diese Richtung (v)erzogen, sie kennen nichts Anderes.

Nebenbei bemerkt: Den “Change” zum heutigen Niveau, zum heutigen Level, haben wir übrigens den “pädagogischen Revolutionen” der letzten 20 Jahre zu verdanken. Sie wirken – in welcher Form auch immer, wie sich an Testergebnissen wie PISA, Bildungsstandards usw. unschwer erkennen lässt. Das Bestreben, daher noch mehr vom bisher schon Wirkungslosen zu verabreichen, zeugt von unbändigem Optimismus.

Woran das österreichische Schulsystem zuvorderst krankt, ist die “permanente Belästigung” durch externe Experten, die Schule erstickt an der Umsetzung aller möglichen – meist aber leider “unmöglichen” Reformen. Was hier eingeleitet wird, ist damit eine stille Revolution. Aus der angeblichen Autonomie wird in der Realität eine schleichende Gleichschaltung im System. Und angesichts der in den kommenden Jahren anstehenden Pensionierungen ist vorgezeichnet, nach welchem Muster die Neubesetzungen ablaufen könnten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen – still und leise.

Herwig Orgler, Direktor der Polytechnischen Schule Bregenz und Vizeobmann der ÖAAB-Lehrer in Vorarlberg