Landesrätin Palfrader – Nur die halbe Wahrheit?
„Wenn ich von der Tiroler Bildungslandesrätin Beate Palfrader in einem Interview mit einer Regionalzeitung höre, dass in Tirol kein Gymnasium geschlossen wird‘, muss ich unweigerlich an Walter Ulbricht denken, der im Frühjahr 1961 auf Anfrage gesagt hat ‚Niemand hat vor eine Mauer zu bauen!‘ – am 13. August 1961 war sie dann Wirklichkeit“, ist Rainer Gögele, der Obmann von Pro Gymnasium Österreich, gegenüber entsprechenden Ankündigungen Palfraders (Bezirksblätter Imst, 10.2.2016) skeptisch.
„Tatsache ist“, so Gögele, „dass in Tirol ‚Feuer am Dach‘ ist, seit die Landesregierung mit Lienz, Reutte, Imst und Landeck schon vier Standorte genannt hat, die für eine Modellregion Gemeinsame Schule in Frage kommen. An allen vier Standorten gab es spontanen und lautstarken Widerstand der betroffenen Schüler, Eltern und Lehrer, aber auch der lokalen Politik und der Medien.“
„Man soll die Bevölkerung nicht für dumm verkaufen“, verlangt Gögele. „Wenn in einem Bezirk eine Modellregion eingeführt wird, dann geht das nur, wenn die AHS-Unterstufe abgeschafft wird. So ist das auch im Ministerratsvortrag vom 17.11.2015 auf Seite 14 zu lesen: Gleichmäßige Verteilung (…) der Schülerinnen und Schüler aller Leistungsspektren auf die Standorte der Modell-Regionen.
„Palfrader sagt auch nur die halbe Wahrheit, wenn sie behauptet, dass auf jeden Fall die Einbindung der Schulpartner vorgesehen ist. Das ist einfach nicht wahr, im entsprechenden Regierungsbeschluss ist vorgesehen, dass entgegen der derzeit gültigen Gesetzeslage die ‚Schulpartner nur noch informiert‘ werden“, stellt Gögele klar.
„Palfrader soll zur Kenntnis nehmen“, so Gögele, „ dass es in Tirol – wie auch in anderen Bundesländern Österreichs – keine politische Mehrheit für die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen gibt. Ich bringe ihr in Erinnerung, was der (grüne) Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, zu diesem Thema schon 2014 meinte: „Wer sich am Gymnasium vergreift, überlebt das politisch nicht!“