NMS als Gesamtschul-Vorläuferin durchgefallen!

Schuld nicht auf Lehrpersonen abschieben, sondern endlich auf PraktikerInnen hören!

Zu großem Kopfschütteln bei der Initiative Pro Gymnasium hat der Versuch geführt, nun die LehrerInnen für das verheerende Evaluations-Ergebnis bei den Neuen Mittelschulen (NMS) verantwortlich zu machen.Von Anfang an hat es aus den Reihen erfahrener Lehrpersonen und anderer ExperInnen berechtigte und sachlich fundierte Kritik an dem Konzept der NMS gegeben, auf die nicht gehört wurde. Es lässt nichts Gutes ahnen, wenn jetzt vom Bildungsministerium neuerlich Schnellschüsse wie „mehr Autonomie“ aus dem Hut gezaubert werden, anstatt die Evaluationsergebnisse im Detail zu bewerten, in aller Ruhe Schlussfolgerungen
zu ziehen und daraus dann Maßnahmen umzusetzen, die aber nicht neuerlich in die Sackgasse der Schulstrukturdebatte führen dürfen.

Die Evaluierung der NMS brachte nun auch in Österreich zu Tage, dass die Gesamtschule keine Verbesserungder schulischen Ergebnisse bringt. Damit werden einmal mehr die Aussagen renommierter BildungswissenschafterInnenwie Heitger, Hopmann und Fend bestätigt. Die NMS ist immer wieder als Vorstufe zur Einführung der Gesamtschule bezeichnet worden – insbesondere von den beiden Ministerinnen Schmied und Heinisch-Hosek – und hat auf „innere Differenzierung“ statt auf Leistungsgruppen gesetzt. Dieser Ansatz ist gescheitert.

Obwohl die NMS keine echte Gesamtschule ist, ähnelt sie dieser in einigen Punkten: Das Prinzip der inneren Differenzierung bedeutet, dass Leistungsgruppen aufgelöst und alle Kinder einer Klasse gemeinsam unterrichtet werden. Unterschiedlich begabte Kinder sollten voneinander lernen. Der Projektunterricht wurde – zulasten des Frontalunterrichts – forciert. Das Teamteaching – also der Einsatz zweier LehrerInnen in einer Klasse – sollte für schwächere und besonders begabte Kinder eine Hilfe sein. Alle diese Elemente und Prinzipien haben nicht die Ergebnisse gebracht, die man sich erhofft hatte. Im Gegenteil: die Ergebnisse der alten Hauptschule mit Leistungsgruppen waren deutlich besser!

„Der Beitrag der NMS zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit ist eher gering“, betonen die AutorInnen der NMS-Evaluierung. „Beim Eintritt in die NMS seien wesentliche Weichenstellungen bereits getroffen und prägende Einflüsse auf das Vorwissen und das Lernverhalten der SchülerInnen hätten bereits stattgefunden, könnten daher nicht mehr grundlegend modifiziert werden.“ Das zeigt vor allem eines: dass die Bildungsdebatte in Österreich in die völlig falsche Richtung läuft. Statt über bestmögliche Bildung in Kindergarten und Volksschule zu reden, dreht sich die politische Debatte seit vielen Jahren fast ausschließlich um die gemeinsame Schule für alle Zehn- bis 14-Jährigen. Also um SchülerInnen in einem Alter, in dem die wesentlichen Bildungsentscheidungen größtenteils schon gefallen sind.

Bestätigt sieht sich Pro Gymnasium mit seiner Forderung, die Strukturdebatte Gymnasium versus Gesamtschule zu beenden und sich den wirklich wichtigen bildungspolitischen Herausforderungen zu stellen: Frühförderung, mehr Wertschätzung für die berufliche Bildung, mehr Unterstützungspersonal v.a. für die Pflichtschulen und neue Aufnahmekriterien für höhere Schulen.

 

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Bildquelle:
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