Die Bildungsdebatte wird sachlicher!
„Es fehlt zwar das alle in den Bann ziehende Ereignis, aber insgesamt lässt sich in den letzten Monaten feststellen, dass die Bildungsdebatte in Österreich sachlicher geworden ist“, bewertet Rainer Gögele die Entwicklung der letzten Zeit vorsichtig positiv. „Die von der OECD und PISA vorgegebene Kompetenzorientierung wird zunehmend kritisch gesehen, weil sie letztendlich für ein ‘Weniger an Bildung’ verantwortlich ist. Einvernehmen herrscht darüber, dass die Frühförderung der Kinder zwischen 3 und 8 Jahren im Zentrum aller Bemühungen zu stehen hat und durch die Forschungstätigkeit der ‘Agenda Austria’ wurde nachgewiesen, dass entgegen der lange gültigen veröffentlichten Meinung Bildung in Österreich weniger vererbt wird als vermutet, wozu die Vielfalt unseres Bildungssystems, das von jeder Ebene Chancen für einen Aufstieg zu höheren Bildungsabschlüsse bietet und damit keinerlei Abstellgleis aufweist, einen wichtigen Beitrag leistet.“ (“Österreich, Land der Bildungsaufsteiger”, Studienautor Wolfgang Feller.) Auch der Ersatz der Sonderpädagogik durch eine flächendeckende Inklusion wird mehr und mehr kritisch gesehen.
Das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung, das uns gut ausgebildete Fachkräfte und damit verbunden eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit beschert, wird weltweit beachtet. „Ist man vor 10 Jahren ins ‘PISA-Wunderland Finnland’ gepilgert, kommen nun Besucher aus Europa und Amerika nach Österreich, um sich das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung erklären zu lassen“ freut sich Gögele über eine für Österreich erfolgreiche Trendwende!
Auch die Forderung nach der „gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen“ als Lösung aller schulischer Probleme ist in den Hintergrund gerückt; dazu mag auch die in Bildungsfragen besonnen agierende neue Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid beitragen, die klug genug ist, pädagogische Schnellschüsse zu vermeiden. (In Vorarlberg lehnen jetzt bereits die NEOS und die FPÖ die Gesamtschule ab, was ÖVP, Grüne und SPÖ vollkommen aus der Bahn geworfen hat.)
Dass die Frühförderung in aller Munde ist, kann durchaus als Vorarlberger Verdienst gesehen werden: Hier wurde bereits im Jänner 2013 die Initiative ‚Rettet die Volksschule‘ ins Leben gerufen, die darauf hingewiesen hat, dass die Volksschule dringend mehr Unterstützung braucht, da sich die einschulenden Kinder in ihrem Entwicklungsstand um bis zu drei Jahren unterscheiden, wenn Hochbegabte neben Kindern mit Sprachschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten sitzen. Wenn die Schüler immer heterogener werden, braucht es folgerichtig mehr Differenzierung und nicht weniger. Deshalb sollten in der Volksschule grundsätzlich zwei Lehrer pro Klasse im Einsatz sein, denen es dann möglich ist, die großen Entwicklungsunterschiede gezielt zu bekämpfen. Die Vorarlberger Landesregierung hat auf diese Erkenntnis bereits 2013 reagiert und beträchtliche Landesmittel in die Volksschule investiert“, spart Gögele nicht mit Lob.