Wird das Gymnasium in Österreich ausgehungert?

„Was sich seit Unterrichtsministerin Claudia Schmied abzeichnete, nämlich dass das Gymnasium zugunsten der Neuen Mittelschule (NMS) ausgehungert wird, wird nun quasi ‚amtlich bestätigt‘, wenn man den Bericht der Volksanwaltschaft über das Jahr 2015 an das Parlament aufmerksam liest“, fühlt sich Rainer Gögele, der Obmann von Pro Gymnasium Österreich, in seinem Misstrauen bestätigt. „Die Volksanwaltschaft belegt, dass im Bezirk Mödling (NÖ) aufgrund diverser Fehlplanungen im Schuljahr 2014/15 26 gymnasialtaugliche Schüler aus Platzmangel abgewiesen werden mussten, während etwa ein Drittel der Schulplätze im Bereich der NMS im Bezirk Mödling leerstanden.“

„Diese Vorgangsweise scheint Methode zu haben“, vermutet Gögele. „Es ist bekannt, dass die Neue Mittelschule (NMS) nur deshalb geschaffen wurde, um damit den Weg in die ‚gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen’ zu ebnen. Allerdings mit dramatischen Konsequenzen: So wurden die Ergebnisse bei den Bildungsstandards der NMS im Vergleich mit der alten Hauptschule nicht besser, sondern blieben sogar noch hinter jenen der Hauptschule zurück! Im Gegenzug stellen aber die NMS ihren Schülern durch eine auf sieben Noten aufgeblähte Notenskala deutlich bessere Zeugnisse als früher aus, was leider zu hohen Ausfallsquoten in den weiterführenden Schulen führt. Dort stellt sich rasch heraus, dass die Zeugnisse mit den tatsächlichen Leistungen der Schüler nicht übereinstimmen. Hier wird ein egalitärer Gleichheitsbegriff gepflogen“, ärgert sich Gögele, „der zu Ungleichheit führt!“

Im konkreten Fall des Gymnasiums Keimgasse in Mödling bildete sich eine Elterninitiative, die sich im Frühjahr 2014 an die Volksanwaltschaft gewandt hat, weil das Gymnasium für 700 Schüler und 60 Lehrer ausgelegt ist, tatsächlich dort aber 100 Lehrer und 1.000 Schüler unter unhaltbaren Zuständen arbeiten müssen. Im April 2014 hat sich auch die ORF-Sendung „BürgerAnwalt“ dieser Thematik angenommen. „Seit damals ist nichts Konkretes passiert“, beklagt sich Gögele. „Während im Gymnasium Keimgasse viele Schüler abgewiesen werden mussten, steht in den NMS-Standorten des Bezirks Mödling etwa ein Drittel der Schulplätze leer!“

„Wir verlangen eine faire Behandlung der Kinder in Österreich, die gymnasialreif sind“, verlangt Gögele. „Wer reif fürs Gymnasium ist, muss auch in zumutbarer Entfernung einen Platz erhalten!“  Es ist nicht nachvollziehbar, warum mit dem Gymnasium gerade jene Schulform ständig in Frage gestellt wird, die sich als besonders erfolgreich und kosteneffizient erwiesen hat und auch große Akzeptanz in der Bevölkerung hat. Ich bin jedenfalls entschieden dafür, dass den Eltern und Schülern ihre Wahlmöglichkeit nicht genommen wird“, so Gögele.