Drei Jahre “Schi-Gesamtschule Arlberg”

Heute sind es drei Jahre her, dass wir unsere Presseaussendung „Pro Gymnasium schlägt Errichtung einer Modellregion ‚Schi-Gesamtschule Arlberg‘“ veröffentlicht haben, der damals viel Interesse entgegengebracht worden ist. Am 12. März 2019 haben die Bregenzer Schülerin Lena Schelling und der Schüler David Hagen (BG Bregenz-Blumenstraße) im Rahmen einer Textanalyse in Form einer Schularbeit diese Aussendung analysiert. Wir drucken diese Arbeiten – mit freundlicher Genehmigung der Verfasser – gerne ab!


ACHTUNG SATIRE (oder doch ernst gemeint?)
Pro Gymnasium schlägt Errichtung einer Modellregion „Schi-Gesamtschule Arlberg“ vor
(1. April 2016)

Die österreichweite Initiative „Pro Gymnasium“ bringt einen konstruktiven Vorschlag in die Diskussion über Modellregionen zur gemeinsamen Schule in Tirol und Vorarlberg ein: „Wir schlagen die Errichtung einer Modellregion Schi-Gesamtschule Arlberg vor“, so Bundesobmann Dr. Rainer Gögele. „Alle bestehenden Schischulen des Arlbergs werden, ob sie wollen oder nicht, in diese Modellregion eingebunden. Kernstück des Fortschritts ist die Auflösung der bisherigen Gruppen, die nach Können der Schikursteilnehmer/innen eingeteilt wurden. Damit ist jetzt Schluss! Ob stark oder leicht Fortgeschrittene oder blutige Anfänger: Alle werden gleichmäßig auf die Gruppen verteilt und bunt zusammengemischt“, erläutert Gögele das zukunftsweisende schipädagogische Konzept.

Dahinter steht das (pseudo)wissenschaftlich belegte Argument, dass die fortgeschrittenen Schifahrer/innen von den Anfängern lernen können und umgekehrt. Insbesondere in den Bereichen Sport und Musik hat sich dieses Prinzip in der Praxis schon mehrfach bewährt. So soll ein Training des SK Hintertux mit der Mannschaft von FC Barcelona das fußballerische Niveau der Zillertaler in unermessliche Höhen getrieben und auch die Spanier neu motiviert haben. Geplant ist auch eine gemeinsame Probenwoche der Musikkapelle Laterns mit den Wiener Philharmonikern, um das musikalische Können beider Klangkörper zu steigern.

Nun soll dieses erfolgversprechende Konzept auch auf die Schischulen übertragen werden, bevor man es auf den Ernstfall Schule loslässt. Eine erste Konsequenz wird das gemeinsame Benützen des einfachsten zur Verfügung stehenden Übungshanges sein, um die Anfänger nicht zu überfordern. Besonders die stark Fortgeschrittenen werden damit ihre Freude haben und ihr Talent voll entfalten können. Am Ende des Schikurses winkt allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die sofortige Aufnahme in den A-Kader des ÖSV – die Fortsetzung der österreichischen Schierfolge ist damit langfristig gesichert.

Sollten Schischulbesitzer und Schilehrer/innen einen Einwand gegen diese Modellregion haben: Diese werden gar nicht gefragt! Das wäre ja noch schöner, wenn die Betroffenen mitentscheiden könnten, wie ihre Schischulen arbeiten.
Aber selbstverständlich wird dieses Projekt evaluiert werden. „Dafür schlagen wir ein Expertenteam um ÖSV-Präsident Prof. Peter Schöcksnadel vor“, beschließt Rainer Gögele den zukunftsweisenden Vorschlag von Pro Gymnasium.

David Hagen: Textanalyse: Schi-Gesamtschule Arlberg

Die Presseaussendung „Pro Gymnasium schlägt Errichtung einer Modellregion ‚Schi-Gesamtschule Arlberg‘ vor“ ist ein Satire-Artikel von Rainer Gögele, der am 1. April 2016 von „Pro Gymnasium“ veröffentlicht wurde. Der Anlass für diesen Text ist die von 2012 bis 2017 andauernde Bildungsdebatte in Vorarlberg und Tirol über die Einführung der Gesamtschule der 10- 14-Jährigen. Gögele versucht in seinem Artikel zu veranschaulichen, warum ein solches Modell nicht funktionieren kann.

Rainer Gögele schlägt in seinem Artikel ein neues Schischulen-Modell vor, bei dem Anfänger, Fortgeschrittene und Profis in denselben Gruppen miteinander fahren. Weiters sollen die Musikkapelle Laterns und die Wiener Philharmoniker nach demselben Prinzip miteinander proben und ein Amateur-Fußballclub gemeinsam mit einem weltbekannten Proficlub trainieren. So können Anfänger, laut einem wissenschaftlich belegten Argument, am besten von erfahrenen Sportlern beziehungsweise Musikern lernen und umgekehrt. Wichtig dabei sei aber, dass die betroffenen Skischulen und Vereine kein Mitspracherecht haben, ob sie in dieses neue System aufgenommen werden.
Die wohl wichtigste Darstellungsform in diesem Artikel ist die provokante Satire, die sich über den gesamten Text zieht und Gögele damit seine abwertende Haltung gegenüber der Gesamtschule zum Ausdruck bringt. Der Text ist eindeutig dem publizistischen Stil zuzuordnen, da er fast nur stilistisch neutrale Wörter, wie „Sport“ oder „Fortschritt“, verwendet und keine dialektischen Ausdrücke vorkommen, außer sie stehen unter Anführungszeichen. Zum Beispiel am Ende des ersten Absatzes „Alle werden (…) bunt zusammengemischt.“ Teilweise lassen sich dennoch stilistisch gehobene Ausdrücke, wie „Klangkörper“ am Ende des zweiten und „evaluieren“ im letzten Absatz, finden. Die Sätze sind komplex und enthalten Gliedsätze, daher gehört der Text zum hypotaktischen Stil.

Das Ziel dieser Presseaussendung der Organisation „Pro Gymnasium“ ist ganz klar, den Lesern zu vermitteln, dass die Gesamtschule der 10- bis 14-Jährigen vollkommener Unsinn ist. Das zeigt Gögele schön, indem er drei vollkommen unsinnige Modelle präsentiert, die nach dem gleichen System wie die Gesamtschule funktionieren. Wenn ein hochbegabter und ein schlechter Schüler zusammen denselben Unterricht besuchen, hat das nur zur Folge, dass der gute Schüler unter-, der andere aber überfordert ist. Meiner Meinung nach ist keiner dieser Vorschläge sinnvoll umsetzbar. Weder die drei von Rainer Gögele, noch die Gesamtschule. Egal, ob es sich um Schüler, Sportler oder Musiker handelt, jeder Mensch muss auf seinem Niveau gefördert werden, um das beste Ergebnis zu erhalten. Dabei darf er nicht über-, aber auch nicht unterfordert werden.

Meiner Meinung nach ist dieser Artikel sehr gelungen, da er die Problematik dieses Modells der Gesamtschule sehr humorvoll, aber auch verständlich darstellt. Um aber zu verstehen, auf was Gögele wirklich hinauswill, muss man entweder die Organisation „Pro Gymnasium“ und ihre Inhalte kennen oder über die Ausgangslage, die Debatte über die Gesamtschule, Bescheid wissen.

Lena Schelling: Textanalyse: Schi-Gesamtschule Arlberg

Der Text „Achtung Satire (oder doch ernst gemeint?) Pro Gymnasium schlägt Einrichtung einer Modellregion „Schi-Gesamtschule Arlberg“ vor“ von Pro Gymnasium ist am 1. April 2016 vom eigenen Pressedienst von Pro Gymnasium veröffentlicht worden. In diesem Text spricht Bundesobmann von Pro Gymnasium, Dr. Rainer Gögele von einer Schi-Gesamtschule und macht sich durch seine Formulierung über die „normale“ Gesamtschule lustig.

Pro Gymnasium will eine Modellregion „Schi-Gesamtschule-Arlberg“ errichten und alle Schischulen am Arlberg, auch gegen ihren Willen, einbeziehen. Die bisherigen Gruppen sollen aufgelöst werden und die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer bunt gemischt aufgeteilt werden. Das Können der Schifahrer wird dabei nicht beachtet. Dadurch soll erreicht werden, dass die Fortgeschrittenen und die Anfänger voneinander lernen können. In der Praxis war dies auch schon erfolgreich, wie zum Beispiel bei einer gemeinsamen Trainingseinheit des SK Hintertux und des FC Barcelona. Und bevor dieses Konzept auf Schulen ausgelegt wird, wird es zunächst bei Schischulen getestet. Laut Gögele wird für die Evaluation dieses Projektes ein Expertenteam rund um ÖSV-Präsident Prof. Peter Schröcksnadel vorgeschlagen.
Der Text ist stilistisch sehr neutral geschrieben. Es werden keine gehobenen Ausdrücke verwendet, sondern nur welche, die man auch im Alltag verwenden würde. Pro Gymnasium hat den Verbalstil deutlich bevorzugt, denn in jedem Satz kommt ein Verb vor, und generell ist der Text sehr sachlich geschrieben worden. Zudem sind die Sätze komplex aufgebaut und relativ lang, was auf den hypotaktischen Stil hinweist. Zwar sind alle Wörter des Textes alltagstauglich, jedoch gibt es keinen Hinweis auf einen dialektalen Einfluss, wodurch man also auf einen fachsprachlichen Stil schließen kann.

Die Überschrift „Achtung Satire“ beinhaltet schon das Hauptstilmittel. Pro Gymnasium macht sich mit Hilfe von Satire über die Gesamtschule lustig und verspottet sie auch ein bisschen. Dies bemerkt man vor allem bei dem Satz „Das wäre ja noch schöner, wenn die Betroffenen mitentscheiden könnten, wie ihre Schischulen arbeiten.“, der vor Verachtung und Spott nur so trieft. Aber auch die Aussage, dass sich die stark Fortgeschrittenen über den sehr einfachen Übungshang freuen und ihr Talent voll entfalten werden und können, zeigt Gögeles Stellungnahme zur Gesamtschule.
Gögele möchte mit diesem Text bewirken, dass das Konzept Gesamtschule noch einmal gründlich überdacht wird. Ich persönlich denke, dass der Vorschlag der sofortigen Aufnahme in den A-Kader nach dem Abschluss des Schikurses nicht verwirklichbar ist. Denn für den A-Kader braucht es ein jahrelanges Training und nach einem Schikurs auf einem sehr einfachen Übungshang sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sicher nicht gut und fit genug für den A-Kader.
Der Text im Allgemeinen gefällt mir sehr gut, da Pro Gymnasium durch die versteckte und doch offensichtliche Botschaft zum Denken anregt. Es sollten alle Beteiligten über die Situation mitbestimmen dürfen und man sollte darüber nachdenken, was für jeden einzelnen das Beste wäre.