Gemeinsame Schule löst keine Probleme!

Eva Hammerer irrt – differenzierte Systeme sind erfolgreicher

LAbg Mag. Eva Hammerer, die grüne Bildungssprecherin im Vorarlberger Landtag, behauptet in den „Regionalen Medien“ vom 9. April 2020, dass „die Gemeinsame Schule soziale und finanzielle Ungleichheiten besser ausgleiche und das chancengerechteste und leistungsfähigste Schulsystem überhaupt sei; momentan hätten durch die frühe schulische Trennung Kinder weniger Zeit ihre Potentiale zu entfalten.“

Diese Aussagen sind falsch, wie renommierte Wissenschaftler gerne beweisen. Innerhalb Deutschlands schneiden die Bundesländer mit einem differenzierten System – Bayern, Baden-Württemberg – vor den grünroten Reformen-, Sachsen, Thüringen – deutlich besser ab als die „Gesamtschulländer“, was auch Univ.-Prof. Dr. Kurt Heller, der Direktor des Zentrums für Begabungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, bestätigt: „Wer kann und will es ohne Not verantworten, ein nachweislich effizientes Schulsystem aufzugeben und sich den seit Jahrzehnten bekannten deutschen Gemeinschaftsschul-Verliererländern anzuschließen?“ Univ.-Prof. Dr. Heinz Elmar Tenorth, der Vorstand des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen an der Humboldt-Universität Berlin, sagt etwa zum Argument des „Ausgleichs der Herkunft“: „Die gesamte […] auf Gesamtschulen bezogene Schulpolitik hat weltweit an der Struktur von Ungleichheit nichts geändert.“ Auch der österreichische Jugendforscher Philipp Ikrath erklärt bereits 2011: „Soziale Durchmischung funktioniert auch dort nicht, wo es sie heute schon gibt – also in den öffentlichen Schulen, in denen es Kinder aus bildungsnahen und bildungsfernen Schichten gibt. Und sie wird auch in der Gesamtschule mit einem noch breiteren Spektrum an Schichten nicht funktionieren.“ Univ.-Prof. Dr. Jürgen Baumert, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und Univ.-Prof. Dr. Olaf Köller, Professor für Empirische Bildungsforschung an der Humboldt-Universität Berlin bringen es auf den Punkt: „Frühe Differenzierung fördert leistungsstarke Schüler.“

Erkannt hat das auch der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, dessen Fraktion noch 2011 mit der Forderung nach der Gesamtschule in den Wahlkampf gezogen ist; bereits am 14. November 2012 erklärte er: “Das von den Deutschen so geliebte Gymnasium bleibt”.

Die Entscheidung, wie in Österreich die Schule der 10- bis 14-Jährigen aussehen soll, ist durch das Bildungsreformgesetz 2017 – übrigens mit Zustimmung der Grünen im Parlament – gefallen: Gymnasien, die zu Gesamtschulen werden wollen, können das tun, sofern Eltern und Lehrer zustimmen. Jetzt sind wir dazu angehalten, durch eine konsequente Frühförderung, dazu gehören auch die Deutschförderklassen und durch eine individualisierte Kompetenzfeststellung in der 3. Klasse Volksschule als Voraussetzung für eine bessere Bildungswegentscheidung, dazu beizutragen, dass unsere Kinder ihren Talenten entsprechend optimal gefördert werden. Das findet sich alles im schwarzgrünen Bildungsprogramm der Bundesregierung, das am 2. Jänner 2020 vorgestellt worden ist. Dazu gehören auch mehr Sozialarbeiter und Erzieher in der Volksschule. Das Match wird zwischen dem 3. und dem 8. Lebensjahr gewonnen oder verloren, dessen müssen wir uns bewusst sein und dementsprechend die Schwerpunkte rechtzeitig setzen.