Schule und Corona

Als 12. März 2020 Bildungsminister Heinz Faßmann erklärte: „Die Schule schließt, der Unterricht geht weiter“ hat das zum Teil für ungläubiges Staunen gesorgt. Jetzt, gute drei Monate später, wissen wir, „dass wir es können.“

Tägliche Videobotschaften, Hilfe bei der Erstellung von Arbeitsplänen, umfangreiche Korrekturarbeiten und viele, viele Einzelgespräche sind nur einige Beispiele für das große Maß an Flexibilität, Kreativität und Engagement ,mit denen Lehrende ihre Schüler in der Phase des „distance learning“ begleitet haben. Manche Lehrpersonen haben so wöchentlich an die 200 Schüler betreut, viele von ihnen kämpften ebenfalls mit der Doppelbelastung von Homeoffice und Homeschooling.

Sehr schnell haben Eltern und Schüler festgestellt, dass ihnen die Schule fehlt – den Schülern v.a. die Mitschüler, den Eltern kam sehr schnell die Erkenntnis, dass sie als „Ersatzlehrer“ doch schnell an ihre Grenzen kommen.

Wertvolle Erfahrungen wurden mit dem Einsatz der digitalen Medien gemacht – gerade auch von uns Lehrenden. Der Großteil der Schüler war gut ausgestattet – für die anderen wurden in Vorarlberg durch die „Sammelinitiative“ die fehlenden Computer bereitgestellt und durch die HTL Dornbirn betriebsbereit gemacht. Corona dokumentierte aber auch eine schärfere Trennlinie im Schulsystem als jede sonstige Differenzierung: Ein funktionierendes Internet, WLAN etc. fehlen in vielen Familien – Smartphones, Tablets und Laptops allein in hoher Zahl machen noch keine Digitalisierung aus.

Zumindest die grundsätzliche Erreichbarkeit der Schüler konnte sich durchaus sehen lassen: Aus der Vorarlberger Bildungsdirektion war zu erfahren, dass am 30. März 2020 die Vorarlberger Pflichtschulen 8,25 % ihrer Schüler nicht erreichen konnten; am 4. April waren es dann nur noch 0,57 %, am 24. April gar nur noch 0,05 %, das sind ganze 16 Schüler.

Die Schule hat sich auch in einem Bereich engagiert, in dem sie eigentlich nicht zuständig wäre – bei der Kinderbetreuung. Schon vom 16. März an hätten alle Eltern die Möglichkeit gehabt, ihre Kinder in der Schule zu schicken. Für die Osterferien meldeten sich deutlich mehr Lehrer für die freiwillige Betreuung, als notwendig gewesen wären. Dass an den „Fenstertagen“ zu Christi Himmelfahrt und Fronleichnam unterrichtet wird, war eigentlich für alle selbstverständlich – dass hier ein paar überforderte Lehrervertreter aufgeschrien und damit dem sehr guten Ansehen der Lehrer massiv geschadet haben, hat uns zwar sehr geärgert, wird aber im Endeffekt eine Episode bleiben. Auch die „Sommerschule“ wird in Vorarlberg am besten in Österreich angenommen und es finden sich auch genug freiwillige Lehrer.

Seit dem 18. Mai unterrichten wir in „halben Klassen“, da kommt man natürlich nicht so schnell vorwärts. Aber, in diesen Unterrichtsstunden kann viel besser und intensiver geübt werden, als das in der normalen Gruppengröße der Fall ist. Und, es wird bis zum 9. Juli konsequent unterrichtet – keine Klassenprojekte, keine Ausflüge, keine Exkursionen, keine Videostunden etc. Vielleicht können wir uns da für zukünftige – hoffentlich wieder normal verlaufende – Schuljahre einiges abschauen.

Das Schuljahr 2019/20 wird, wenn es einmal seriös evaluiert worden ist, als eines der innovativsten seit dem Kriegsende 1945 in die Schulgeschichte eingehen – wir haben alle viel gelernt und bewiesen, dass wir auch mit großen Herausforderungen umgehen können. Das ist eigentlich eines der schönsten Komplimente, das wir unserer Schule machen können!

Wolfgang Türtscher