Keine verlorene Generation
„Verlorene Generation“ – so werden die Maturanten und Oberststufenschüler häufig bezeichnet. Hätten sie doch nicht einmal die Hälfte der Unterrichtstage tatsächlich in der Schule verbracht und zu wenig gelernt.
Diese Darstellung wird weder dem pädagogischen Geschick der Lehrkräfte gerecht, noch ist sie den Schülern gegenüber fair. Unbestritten ist, im Präsenzunterricht wird am besten gelernt. Vieles deutet aber darauf hin, dass auch der Fernunterricht gut funktioniert. Berichte aus Schulen zeigen, dass allen Beteiligten die geringere Unterrichtseffizienz durch erhöhten Zeitaufwand kompensieren – was an den Ergebnissen sichtbar wird. So haben die Maturantinnen und Maturanten der berufsbildenden höheren Schulen in den Zentralmaturafächern ähnlich gut abgeschnitten wie im Vorjahr.
Natürlich: Praktischer Unterricht in Labors, Lehrküchen oder Werkstätten kann im Distance-Learning nicht den Lehrstoff wie sonst vermitteln. Dafür haben Schüler wie Lehrkräfte im Fernunterricht enorme Fortschritte bei der Verwendung digitaler Instrumente gemacht und gelernt, sich selbst besser zu organisieren und auch kurzfristig mit unvorhergesehenen Situationen souverän umzugehen. Selbst wenn in manchen Gegenständen der vorgesehene Unterrichtsstoff nicht zur Gänze durchgenommen werden kann – für das Leben ist trotzdem viel gewonnen worden, wenn auch nicht unbedingt dasselbe wie in „normalen“ Schuljahren. „Verloren“ ist diese Schülergeneration sicher nicht!
Dieser Kommentar von Pro Gymnasium-Vorstandsmitglied Mag. Ronald Zecha (Direktor der HBLFA Tirol) erschien am 29.1.2021 in der Tiroler Tageszeitung.