Tiroler Gesamtschulregion kommt nicht vom Fleck!
„Die Wahrnehmung von Tirols Bildungslandesrätin Beate Palfrader am 1.9.2015 in der Zeitung Österreich (http://www.österreich.at/chronik/Gesamtschule-Palfrader-fordert-Bund/202654623), das erste Gesamtschuljahr im Zillertal sei ‚sehr erfolgreich‘ verlaufen, ist zumindest eigenartig, um es vorsichtig zu formulieren“, hält Rainer Gögele, der Obmann von Pro Gymnasium Österreich fest.
„Im Tiroler Zillertal ‚spielen einige Mittelschulen Gesamtschule‘, eine Kooperation mit einem Gymnasium gibt es nicht, dort werden die Schülerinnen und Schüler auf den Besuch von weiterführenden Schulen oder das Absolvieren einer Lehre vorbereitet – das tun eigentlich alle österreichischen Mittelschulen, was daran einzigartig sein soll, verstehe ich nicht!“
„Eine Folge hat der Gesamtschulversuch Zillertal allerdings schon“, berichtet Rainer Gögele, „die nächstgelegenen Gymnasien in Schwaz verzeichnen einen Besucherrekord – zahlreiche gymnasialreife Bewerber mussten aus Platzgründen abgewiesen werden.
„Die Forderung Palfraders, der Bund soll eine bezirksweite Modellregion Gesamtschule einrichten, wird aus guten Gründen nicht erfüllt“, ist sich Gögele sicher, „die Gesamtschule wurde europaweit, auch im deutschen Sprachraum, hinreichend erprobt – die großen Erwartungen, die man in sie gesetzt hat, wurden alle nicht erfüllt. Das zeigte sich zuletzt bei den Gemeinschaftsschulversuchen in Baden-Württemberg, deren Evaluierung verheerende Ergebnisse erbracht hatte. Abgesehen davon stellt sich die Frage, welches Gymnasium für so einen Versuch zusperren muss, nachdem ja in jedem Tiroler Bezirk ein Gymnasium besteht.“
„Was wir brauchen“, so Gögele, „ist eine Weiterentwicklung im Sinne einer Qualitätssicherung und -steigerung des an sich erfolgreichen österreichischen Bildungssystems. Insbesondere geht es uns darum, dass durch eine Beendigung der unseligen Strukturdebatte (Gymnasium versus Gesamtschule) die Voraussetzungen geschaffen werden, sich den wesentlichen inhaltlichen Weiterentwicklungen unseres Bildungssystems widmen zu können. Dabei geht es v.a. um die Frühförderung, die Änderung der Aufnahmekriterien ins Gymnasium, mehr Wertschätzung gegenüber der dualen Ausbildung, einem verstärkten Erkennen und Beheben von Defiziten im Kindergarten-, Vorschul- und Volksschulalter, mehr Unterstützung für die Schulen durch Psychologen und Sozialarbeiter, einen qualitativen Ausbau des ganztägigen Angebots und einer Verstärkung des kostenlosen Förderunterrichts.“