Keine echten Erleichterungen für Modellregionen
„Es wird zwar Modellregionen geben können“, erklärt Rainer Gögele, der Obmann von Pro Gymnasium Österreich, „aber die Bedingungen – kein ganzes Bundesland, keine Kostenbeteiligung des Bundes – sind so gestaltet, dass die Durchführung schwierig werden dürfte. Es wird auch nicht mitgeteilt“, so Gögele, „ob man die Zustimmung der Schulpartner Schüler, Eltern und Lehrer zu einem Schulversuch abschaffen will oder nicht. Pro Gymnasium fordert jedenfalls die Einhaltung der bestehenden Mitbestimmungsrechte der Schulpartner. Die Lösung ist zwar nicht elegant, aber die Botschaft an die Länder ist: Wenn Ihr das unbedingt haben wollt, macht das, aber ohne uns und nur im kleinen Rahmen!“
„Das am 17.11.15 präsentierte Bildungsprogramm der Bundesregierung erbrachte keine großen Überraschungen, enthält aber auch sinnvolle Festlegungen für Maßnahmen, die mehrheitsfähig, umsetz- und finanzierbar sind“, bewertet Gögele das Ergebnis vorsichtig positiv. „Der rote Faden ist die Frühförderung – und die ist tatsächlich am wichtigsten!“
• Ein „Bildungskompass“ für alle Kinder mit 3,5 Jahren
• Deutsch vor Schulbeginn – Bildung beginnt bei den Kleinsten
• Sprach- und Leseförderung – von Anfang an
• Schulautonomie wird gestärkt – drei Säulen: pädagogisch-personell-organisatorisch: 5 % der Lehrerposten können in Supportpersonal umgewandelt werden; wünschenswert wäre allerdings zusätzliches Personal im Unterstützungsbereich und keine Umschichtung bestehender Ressourcen
• Ein zweites „fast“ verpflichtendes Kindergartenjahr für jene Kinder, die es auch wirklich brauchen
• Zusätzliche Sprachkurse zur Verbesserung der Deutschkenntnisse
• Forcierung der Grundkompetenzen Lesen-Schreiben, Rechnen in der Volksschule
• Verbesserung der Ausbildung der Kindergartenpädagogen
„Noch unklar ist die Schulorganisation – Bildungsdirektionen sollen die Landesschulräte ablösen und eine „Bund-Länder-Behörde“ werden; die rechtliche Basis für eine solche Behörde existiert aber noch nicht! Nachdem, was bisher an Informationen vorliegt, ist eine konkrete Verbesserung noch nicht nachvollziehbar“, hält Gögele fest. „Auch ist das tatsächliche Ausmaß der Aufwertung der Gestaltungsmöglichkeiten der Direktoren noch nicht ganz klar.“
Insgesamt gilt: Im neuen Bildungsprogramm gibt es Punkte, die praxisbezogen, umsetzbar und differenziert sind. „Anzustreben ist noch“, so Gögele, „dass es in Zukunft verstärkt gelingt, den Leistungsgedanken wieder in den Vordergrund zu stellen. Von verantwortungslosen ‚Scheinexperten‘ wird immer wieder die Illusion vermittelt, bei entsprechender Förderung könne jedes Kind, ohne Rücksicht auf die Begabung, jedes Ziel erreichen. Das ist eine Illusion – die Antwort darauf ist ein vielfältiges Angebot, das jedes Kind nach seinen Fähigkeiten fördert und fordert.“